Der Autor in mir beginnt immer stärker, die Werke der Kolleg*innen zu analysieren. Was innerhalb von Büchern und Hörbüchern schon anstrengend ist, da der beabsichtige Genuss des Werkes in den Hintergrund gerät. Ist es nicht so, wir lesen um uns in fremde Welten zu träumen? Also bei Unterhaltungsliteratur. In der letzten Zeit beobachte ich an mir, dass dieses Analytische Konsumieren sich mehr und mehr auch auf Videoinhalte ausdehnt.
Ist das jetzt gut oder schlecht? Beides in meiner Empfindung. Kultur schaffen ist wie ein Handwerk. Das Grundwissen kannst du lernen und den Rest bekommst du übers abschauen und ausprobieren. Das sogenannte learning by doing. Aus der Betrachtung ist das angesprochene analytische Konsumieren ja genau das erwartete Verhalten.
Komm zum Punkt. Das negative daran, ich tue mir immer schwerer, mir eine Freizeit von diesem Hobby zu gönnen. Meinem Kopf mal eine Pause zu genehmigen und zu konsumieren oder sich verführen lassen. Ein Aspekt den mein Seelenheil zumindest benötigt ohne immer in Plotbunnies und Erzählmustern zu denken. Weil sein wir so ehrlich, der Hauptverwendungszweck für Kunst ist der Genuss und die Reise der Fantasie. Dies geht mir langsam aber sicher verloren. Wenn man mal versucht unter innerem Zwang zu genießen, stellt man fest, dieses Unterfangen ist fast unmöglich. Ein Grundelement des Genusses ist ja das Fallenlassen und das ist paradox zum sich zwingen.
Wie also das analytische Konsumieren stoppen? Gibt es Mittel und Wege wie beim Schreibfokus den inneren Lektor wegzusperren in der Freizeit auch den Analytiker zu blockieren? Oder ist das Wundermittel zu analysieren und gleichzeitig trotzdem der Seele den Genuss zuzugestehen? Bin ich in meiner Wahrnehmung nur von einem gesteigerten Problembewusstsein getäuscht und da wo ich jetzt einen Fehler sehe, verbirgt sich eher die Chance besser zu werden?
Wie ich auf die Einschätzung komme? Nun ja, mich scheinen unter den neuen Werken die mir irgendwelche Algorithmen vorschlagen, vermehrt Ideen und Tropes unterzukommen die für mein nächstes Projekt interessant erscheinen, mir bei V:A aber nichts nutzen. Also verlängere ich die Liste aus Ideen, Textfetzen und Plotbunnies, statt am eigentlichen Projekt zu arbeiten. Mein Geist prokrastiniert besser als ich? Ist es das?
Heißt das für mich, nur weil andere Autor*innen darüber nicht reden? Sehe ich ein Problem das es so nicht gibt? Vielleicht ist es aber auch mein Stück anders sein, das es zu bewahren gilt.
Wie seht ihr das? Kennt ihr das auch? Wie geht ihr damit um?