Als Schreiben noch das schwierigste schien #3

Weiter geht es mir der Serie wie ich zum Schreiben kam. Heute wollte ich mich der Konsequenzen und Verantwortung widmen.

Autor*innen bilden Meinungen.

Das ist so tiefgründig wie wahr. Sommer 2014 während ich mich mit Selbstgeiselung tagebuchschreibend von meiner Handy- und Internetsucht therapierte. Also mein erstes digital Detox ausprobierte zu dem mir eine Freundin geraten hatte. Beleuchtete ich erneut Ursache und Wirkung in meinem Leben.

Wir genießen in unserem Land die Freiheit zu tun und zu lassen wie wir es wollen. Natürlich nur solange wir die Gesetze achten. Das war 2014 schon eine Macht die viele andere Erdenbürger neidisch machen würde. Eine Macht die unsere Ahnen nach dem letzten Weltkrieg vererbt haben. Es gibt genug (Superhelden-)Filme die einem das Verhältnis Macht zu Verantwortung steht.

Während ich also offline an der Ostsee verweilte und versuchte gerade zu rücken, was mir im Leben wichtig und unwichtig war, festigte sich in mir der Anspruch für meine Taten mehr zu beleuchten welche Konsequenzen auch in zweiter Reihe davon ausgehen. Viel zu oft und zu lang hatte ich versucht es anderen Recht zu machen oder bin über die Stöckchen gesprungen die sie mir hinhielten.

Sind wir auch Influencer?

Es war längst publik, dass man sich im Internet als Promi profilieren konnte. Influencer hatten viel unserer Meinungsbildung übernommen. Es war der NaNoWriMo 2014 der mich genau in diese Bubble spülte. Mein zweiter wie bei der letzten Folge schon erwähnt. Diesmal wollte ich um jeden Preis gewinnen. Diesmal betrat ich wachen Auges dieses Internet mit all ihren neuen bunten Facetten. Foren und Twitter waren aber noch immer das vorherrschende Medium.

Doch Autor*innen gehören ebenso zum schreibenden Volk und damit sind auch wir mehr oder weniger Influencer. Wir haben Reichweite sichtbar an Followern und Klicks. Aber auch unsichtbare oder zumindest diffuse in unseren Werken. Bücher gehen über die Ladentheke analog und digital aber auch über Bibliotheken, offene Bücherschränke und von Hand zu Hand. Wieder diese Macht. Weil letztlich eben diese Reichweite Auswirkungen auf die Meinungen anderer hat und haben wird.

Propaganda und Brainwashing

Als Kind der DDR habe ich natürlich noch einige Jugendschätze in Buchform in meinem Regal. Wenn man den Fokus darauf anwendet, erkennt man selbst in den Kinderbüchern die damaligen Doktrinen. Propaganda ist noch immer widerlich und allgegenwärtig. Jeder der Reichweite besitzt nutzt diese mehr oder weniger aus. Ab wann wird das verwerflich? Ist nicht in jedem Kunstwerk der eigene Lebensumstand mit verbunden? Steckt nicht ein Stück Künstler*in auch in jedem Werk?

Wann ist ein Werk also wirklich frei von Propaganda? Wir verwenden sie bewusst oder unbewusst. Denn auch die christlichen Werte sind letztlich per glaubhafter Quelle nicht überprüfbar. Es geht um Glaube und genau da ist der Punkt wo Propaganda ansetzt. Sie kreiert für andere Leute eine Pseudowahrheit. Ist die Wahrheit überhaupt ein ersichtlicher Wert? Woran machen wir fest was wahr und falsch ist? Sind wir nicht alle die Protagonisten in unserem eigenen Leben was wir wie ein Theaterstück gestallten. Es gibt nachweise, dass man sich so lang selbst belügen kann, bis aus der Lüge eine neue Wahrheit wird.

Brillieren oder volle Kanne Show bieten.

Ein Mentor hat mal zu mir gesagt, wenn du vor Weniger- oder Unwissenden stehst, du plötzlich an die Grenzen deines Wissens stößt, zum Beispiel bei Rückfragen, dann bleiben dir nur drei Optionen du brillierst die Fragen weg, bietest eine ungeheure Show oder du nimmst die offene Frage mit.

Das Mitnehmen wäre meine aus heutiger Sicht favorisierte Möglichkeit. Damals klang es danach, als wäre das der Untergang. Heute kommt es mir ob seiner Ehrlichkeit als Größe vor.

Doch darum geht es hier nicht. Mir geht es um das Show bieten. Dieser Mentor damals meinte, den Zuhörern das blaue vom Himmel zu lügen. Ich möchte diesen Aufhänger dazu nutzen, das oft zitierte Paradigma der Meinungsfreiheit anzubringen. Nur weil du das Recht hast, alles zu sagen, ist es an deiner Vernunft und Moral zu entscheiden, ob du dies auch tust. So ist es auch beim Schreiben. Und noch mehr. Wir bewegen uns in der Kunst, wir dürfen provozieren, überspitzen und unsere Lügen sind die Phantasie unserer Texte. Auch wenn es gegeben ist, dass sich Künstler*innen nichts von oben diktieren lassen müssen. So ist es doch auch notwendig zu überlegen, ob wir alles schreiben müssen, was durch unsren Kopf geht.

Dabei ist mir sehr bewusst, dass das Drama die Geschichte macht. Umgedeutet verstehe ich es so, als Autor muss ich für meine Geschichten gewisse Ecken suchen, gegen die ich diese rennen lasse. Würde ich das nicht tun, wäre meine Geschichte zu langweilig.

Bloß das mit dem Brillieren hab ich nie verstanden, dafür muss man wohl mehr Rampensau sein?

Wie geht es weiter?

Im nächsten Teil möchte ich mich gern dem Thema Zielgruppe widmen. Klar kann man die Geschichten für sich schreiben. Was ist aber wenn es andere lesen (sollen)? Bis dahin frohes Schreiben, den Kuss einer Muse und immer genug Internet.