Ein Satz eine Woche Challenge KW 22-7

EinSatzEineWoche veröffentlichte den sechste Prompt des Jahres 2022. Gleichzeitig kündigten die drei Damen () Veränderungen an. Nun bin ich auf diesen Montag gesapnnt.

Ich gebe zu mal wieder etwas freier in der Interpretation gearbeitet zu haben. Der Prompt war:

»Oh, du lebst ja noch.«

»Kling nicht so enttäuscht, sonst könnte ich glatt denken, dass du mich nicht magst.«

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Hier also nun mein Beitrag dazu:

Den ersten Fuß hatte ich noch nicht in unser Liebesnest gesetzt. Die Luft, der Anblick und die Geräuschkulisse töteten das Gefühl des Heimkommens in Sekunden. Eine innere Stimme sagte mir. »Geht direkt in die Bar, nicht über zuhause und wenn du an einem Geldautomaten vorbei kommst ziehe 200 Euro ein.«

Mit einem leisen Klicken zog ich die Türe wieder ins Schloss. Keine zwanzig Minuten später stand ich vor der Tür meiner Freundin. »Wir werfen und uns in Schale. Jetzt und heute brauch ich Party.« Erstaunt starrte sie mich an. »Was ist? Hab ich etwas im Gesicht? Du sagst doch viel zu oft, als BFF darf ich jederzeit hier aufkreuzen. Tada.« Die ausladende Gestik änderte nichts an ihrer perplexen Haltung.

»Jetzt? Heute?« Sie stammelte es heraus.

»Kling nicht so enttäuscht, sonst könnte ich glatt denken, dass du mich nicht magst.« Ihr Gesicht fiel ein. Der Sarkasmus war wohl zu dick aufgetragen.

»Komm rein!« Eingeladen fühlte ich mich bei diesem eher beiläufigen Befehl nicht. Der Frust in mir und der Stress aus dem heutigen Arbeitstag wollte raus. Sie musste mit mir feiern. Erst da fiel auf, dass Sie nur einen Schlabberlook trug.

»Deine Abendplanung ist …« der Satz blieb mir im Hals stecken, als ich die drei Kerle auf ihrem Sofa entdeckte.

»Was wolltest du sagen? Dass du Party suchst? Bitte du hast sie gefunden.«

Als spießige Bürotussi stand ich im Türrahmen. Das doofe Hirn brachte keinen vernünftigen Satz zusammen. Geschockt drehte ich um und wollte in ihr Bad verschwinden. Doch die Tür war abgesperrt.
Eine dunkle Stimme reagierte auf mein Rütteln. »Moment, ich bin gleich fertig.«

Vier Männer? Das war alles, was mir bewusst wurde. Kurz entschlossen entschied ich mich gegen die Flucht aus der Wohnung und für das Gästezimmer. Ich öffnete das Fenster und sah mir die Hochhäuser der Umgebung an. Die miefige Luft kühlte bedingt. Es genügte um Herz und Lunge wieder zu beruhigen.

»Hier steckst du?« Sie wartete, bis ich es schloss und mich zu ihr drehte. »Hm, das glaubhaft zu erklären dürfte mir schwerfallen.« Das letzte Wort ging halb in ihrem Lachen unter.

Meine Augen rissen sich von allein auf. »Du Luder.« Mit einer Handbewegung forderte ich sie auf, sich an dieser Begründung zu versuchen. »Vier Kerle?«

»Können wir das später klären? Die warten auf uns. Such dir was Hübsches nicht zu Langweiliges aus und komm rüber!«

»Du trägst das?« Verständnislos zeigte ich an ihr auf und ab.
Womit ich nicht gerechnet hatte, passierte. Der Pullover und die Jogginghose landeten in der Ecke. Sie trug eine glitzernde Leggins und ein bauchfreies Top. Mit einem Zwinkern ließ sie mich stehen.

»Luder!« Dann war ich wieder allein. Da zwei Outfits von mir für den Notfall hier hingen, griff ich das heißere davon. Schlüpfte in dieses tiefblaue Kleid und warf den Bürolook in den Schrank. Im Spiegel sah man deutlich die Abdrücke meiner Unterwäsche. Die landete in der gleichen Ecke. Der weiche Stoff streichelte mich.

Zweimal atmete ich tief durch und ging dann zurück in das Wohnzimmer. Dort reichte mir Olivia ein Glas. Der Cuba war stark.

Es klingelte. »Geh schon.« An der Stimme erkannte ich, es war der Kerl aus dem Klo.
Darauf folgte ein lauteres Gespräch, dem ich wegen der Musik und der geschlossenen Tür nicht folgen konnte. Den Drang nachzusehen widerstand ich. Für die Party, das Feiern, Trinken, Spaß haben und den Alltag auszublenden, dafür war ich hier.

»Wir haben noch einen Kerl.« Der Typ trat lachend herein und zeigte auf mich. »Nen Bier?«, fragte er über die Schulter. Dann erkannte ich, wer hinter ihm lief.

Es dauerte Sekunden, bis ich die Situation begriff. Heiko stand da, bleich vor Ersetzen wie ein Zombie. Es war nicht so, wie es aussah. Hektisch stürmte ich an dem Typen vorbei und schob meinen versteinerten Freund ins Gästezimmer. Stolperte vorwärts und er fiel rücklings auf das Bett.

»Es ist nicht, wie es aussieht. Die Party lief schon, als ich hier ankam. Das war nicht so geplant.« Er bewegte sich nicht. Der Schock schien ihm im Griff zu haben. »Heiko, sag was!« Keine Reaktion.

Panisch hechtete ich zum Fenster. »Was denkst du, läuft hier? Du weißt das ich nur dich liebe. Angenommen es ging wirklich um einen Kaffee. Mit dem Kleid würde das nicht glaubhaft, oder?« Verlegen schoss mir das Blut ins Gesicht. Mir war heiß und kalt. Meine Arme zitterten.

»Hey lebst du noch? Das ist nicht lustig. Sag irgendwas!«

Von der Angst getrieben stellte ich mich vor ihn. Seine Brust hob sich kaum. Die Augen ohne Reaktion. Mir blieben zwei Möglichkeiten. Entweder schlug ich ihm ins Gesicht oder …

Ich öffnete seine Hose und da entschlüpfte mir ein sarkastisches: »Oh, du lebst ja noch.«