Ein Satz eine Woche Challenge KW 22-2

Nach dem im letzten Quartal alle Energien in die Weihnachtsanthologie gelaufen ist, hat es am 10.Januar 22 wieder begonnen. Der erste Prompt für das neue Jahr wurde wie immer Montag 18 Uhr veröffentlicht.

Was ist neu in 2022? Es gibt nun einen eigenen Kanal für EinSatzEineWoche.

Mit neuer Energie und vermutlich einheitlichem Design verlangt der erste Prompt den Teilnehmer zum Teil schon einiges ab. Aus der Caption ist schon herauszulesen, vom Herzblut des letzten Jahres ist noch alles da. Ich unterstelle Gina, Anne und Julie einfach mal, dass sie richtig Bock auf das neue eSeW Jahr haben.

»Du bist nicht so böse, wie die Leute immer denken.«

»Nein, ich bin noch viel schlimmer.«

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Hier also nun mein Beitrag zu letzte Woche:

Die Hoffnung, es würde mich glücklich machen, sie war weg. Der Blick in ihre geschlossenen Augen brach mir das Herz. Eine letzte Träne sammelte sich an ihrer Nasenwurzel. Ein Mundwinkel von mir zuckte.
Der Abend begann lustig. Wir hatten im Gewitter getanzt. Über uns brachte die Welt den schönsten Bass zum Einsatz. Die Blitze zeigten uns nur kurz. Sie hatte ausgelassen gelacht, während ihr Shirt und die Leggins vor Nässe jede Kontur nachgezeichnet haben.
Jetzt da sie neben mir in diesem Wohnwagen liegt, weiß ich nicht mehr, warum ich den Regen früher gehasst habe. Der klopft weiterhin gegen die Decke und die Scheiben. Will er mich wieder zu sich locken?
Mein Blick fällt auf einen Berg Klamotten. Wahllos auf einen Haufen geworfen, nass und kalt. Er schweift weiter zu ihren Docs. Sie liebt diese Stiefel. Damit in die Pfützen zu springen, als wäre sie ein Kind. Dieses Glück in ihr war greifbar doch leider nur für sie.
Die Heizung sprang leise an, holte mich zurück ins jetzt. Wieder sah ich sie an. Mein zu großes Shirt nutzte sie für ein Nachthemd. Ein buntes Tuch diente ihr als Gürtel. Dieser bildete einen Kontrast zum schlichten Grau. Keine Ahnung, woher der Gedanke kam. Dieses Bild beschrieb uns so treffend. Sie die bunte Quirlige und ich da gegen die öde fade Maus.
Hastig stand ich auf und lief zum Kühlschrank. Den fahlen Geschmack wegspülen, mit egal, was mir in die Hände fiel. Die Wahl würde zwischen stillem Wasser und abgelaufenem Bier fallen. Die Glasflasche vor mir, dachte ich an meinen Dad und unser letztes Gespräch.
»Du bist nicht so böse, wie die Leute immer denken.«
»Nein, ich bin noch viel schlimmer.«
»Und trotzdem glaubst du, mit ihr glücklich zu werden?« Er hatte sich mit diesem Satz weggedreht, jede Antwort unterbunden und seine Flasche fallen lassen. Vor dem inneren Auge und in Träumen sah ich sie zu oft in Zeitlupe. Mit ihr zersplitterte mein altes Leben. Dabei hätte ich mir so gewünscht, er kämme mit dieser Offenbarung besser klar.
Sein Wunsch war, mir das Glück zu bringen. Wenn er hier säße, mich sah, was würde er denken? Welche Fragen würde er mir über das Messer, die Handschellen, den Knebel und die Frau in meinem Bett stellen?