Ein Satz eine Woche Challenge auf Insta #16

Der Mach-E wurde komplett dunkel. Ihr neuer Wagen erkannte sein Zuhause. Die Hand fuhr einmal übers Armaturenbrett, eine Art Gute-Nacht-Gruß. Sie würde diesen bereuen. Leise fiel die Fahrertür ins Schloss und die Beleuchtung der Garage erstrahlte. Ein unerklärliches Gefühl im Magen, warnte sie. Es war mehr. Ja sie lief durch eine Tiefgarage. Das kannte sie zu Genüge. Der erste Schritt in die Dunkelheit. Der Kies knirschte. Die nächste Tür sperrte das Licht hinter ihr ein. Ihr blieb das fahle Mondlicht für die wenigen Meter. Die Nerven waren überspannt. Sie rechnete jederzeit mit einem Angriff. Doch dann umschloss die rechte Hand den Haustürgriff. Sie hatte es geschafft. Die Gedanken, was sie erwarten würde, rasten. Sie setzte sich in ihr Schlafzimmerfenster. Dieser Rückzugsort, half ihr immer beim Grübeln. Sicher fühlend sah sie in die Schwärze hinter dem dicken Glas. Ihr Gesicht wurde reflektiert. Sorgen malten sich darin ab. Etwas wartete dort draußen. In diesem Zustand wäre kein Schlaf möglich. Ihr Kopf würde niemals Ruhe geben. Dabei benötigte er diese dringend. Wie lange hielt sie sich schon wach? Das Spiegelbild zeigte es eindeutig. Diese Notdienste waren nicht ihr Freund.
Die Vernunft trieb sie doch in die Federn. Auf ihrem Kissen liegend, betrachtete sie die Muster in der Decke. Die Erschöpfung zog die Lider nach unten. In ihr Tagebuch würde sie schreiben: »Es ist 3 Uhr nachts – Geisterstunde – der Zeitpunkt, an dem dich die Polizeileitstelle anruft und beauftragt, zum verlassenen Krankenhaus zu fahren, weil von dort aus hunderte panische Anrufe erfolgt sind …« Mit dem Gedanken legte sie auf. Ihre Ausrüstung wartete und wenige Minuten später stampften ihre Stiefel erneut über den Kies. Sie würde den Pick-up nehmen. Kurz spielte sie damit, nein, der Mustang braucht seine Ladezeit. Die Scheinwerfer beleuchteten den Notaufnahmeeingang. Sie stellte den Motor ab. »Anrufe von hier? Entweder ein technischer Defekt oder eine Mutprobe von ein paar Jugendlichen.«, diktierte sie in ihn Handy. Es wäre zu feige, jetzt schon Verstärkung zu verlangen. Das Gefühl von vorhin war weg. Galt das ebenso für die Gefahr? Sie stieg aus. »Du schaffst das!«, raunte ihr ein Gedanke zu. So trat ihr früher ihre Ausbilderin in den Allerwertesten. Damit behielt diese selten Recht. Leider, mehr Motivation gab es nicht.
Sie bewaffnete sich mit allem: Schlagstock, 9mm, Teaser, Pfefferspray, Handschellen und die taktische Taschenlampe. Vorbeugen ist besser, als auf die Füße kotzen. Wenn sie einmal drin war, galt es mit dem zurechtzukommen. Mit dem Notschlüssel stand sie an dem kleinen Kasten neben der breiten Glastür. Dahinter war es so dunkel wie hier draußen. Lautlos glitten beide Scheiben auseinander. Es gab Strom? Weshalb blieb das Licht aus? Der Lichtstrahl reicht zwar über 100 Meter den kahlen Gang entlang. Der Staub tanzt in diesem. Der Flur war leer. Er hatte Spuren der vielen Arbeit im Boden. Bei der Räumung vor 20 Jahren nahm man alles mit, was nicht angeschraubt war.
Die Sohlen quietschten leise bei den ersten Schritten. Schleichen erschien wegen der Lampe unnötig? Zuerst suchte sie das Schwesternzimmer. Wo Strom war, was funktionierte in diesem Haus außerdem? Der Raum, der rechts abging, war mal ein Wartezimmer. Feste Stühle an den Wänden deuteten darauf hin. Danach schlossen sich Behandlungsräume an. Hier gähnte die Leere deutlicher als auf dem Flur. Sie lauschte. Kein Geräusch verriet etwas von den Anrufern. Sie sah nicht ein einziges Telefon. Ihre Augen und Ohren konzentrierten sich. Was war hier los? Es erschien zu ruhig. Langsam schritt sie die Flur weiter hinab.
Am Ende des Ganges glaubte sie, ein Flackern zu sehen. Sie ließ den Lichtstrahl vor sich auf den Boden zeigen. Es wiederholte sich nicht. Hatte sie sich das eingebildet oder die Lampe ihr einen Streich gespielt. Sie würde an der Wand entlang vorwärtsgehen. Leider war es zu dunkel. Selbst wenn der Weg frei erschien, traute sie sich nicht, ohne Sicht weiter zu schleichen. Langsam und vorsichtig erreichte sie den Durchgang. Wie damals in der Ausbildung sondierte sie den nächsten Gang. Es war ein Treppenhaus. Das Licht konnte aus jedem Stock gekommen sein oder von einer Taschenlampe. Gespannt lauschte sie in die Dunkelheit. Da fehlte sogar die fallende Stecknadel. Wurde sie bemerkt? Wie sehr wünschte sie sich einen pfeifenden Wind oder ein klapperndes Fenster? Es war zu leise. Die beiden Türen nach vorn und rechts waren verschlossen. Ihr blieb nur der Weg über die Treppen. Sie entschied sich für den Keller.
Unten angekommen leuchtete sie in beide Richtungen. Hier stand ein Haufen Müll herum. Hier ist wohl keiner mehr zum Leerräumen gekommen. Die Regale waren mit vielen Kartons gefüllt. Der Inhalt weckte ihr Interesse nicht. Ihr Instinkt lies sie, nach Verstecken Ausschau halten. Sie erkannte nichts. Die Regalreihen erstreckten sich nahtlos über alle Seiten des Raumes. Nur eine Tür in der linken Wand war ausgespart. Drei Schritte, dann stand sie davor. Die Klinke bewegte sich selbst bei stärkeren Druck keinen Millimeter. Auch diese Tür war zu. Den Keller hatte sie gesichert. Angespannt schlich sie die Stufen hinauf.
Wenn Anrufe von hier kommen. Wo genau sollte die Telefonanlage sein. Gab es weitere Zugänge ins Untergeschoß? Unbewusst stieg sie in den dritten Stock. Die rechte Tür war zu einem Spalt offen. »Jackpot«, dachte sie tonlos. Mit der Fußspitze schob sie das Blatt auf. Der knirschende Ton halte wie ein Schuss durch das Treppenhaus. Sie zuckte zusammen. Biss sich auf die Zunge, um nicht zu fluchen. Es roch feucht. Die Hand lag panisch auf der Linse der Lampe. Dumpf quälte sich Licht durch ihre rotleuchtenden Finger. Was waren das für Pfützen? Sie schmeckte etwas Metallisches in der Luft. Hier lag kein frisches Blut. Das redete sie sich fest ein. Die Gänsehaut bekam sie trotzdem. Sie traute sich nicht, da hin zu leuchten. Lieber suchte sie einen trockenen Weg drum herum. Mit drei großen Schritten umrundete sie die Lache. Der Eindruck von Blut erhärtete sich. Panische Anrufe, diese Flüssigkeit, Strom in einer verlassenen Klinik? Sie sollte in ihrem Bett liegen und nicht um 4 Uhr in einem mysteriösen Gebäude herumspazieren.
Ein Knacken ließ sie herumwirbeln. Ihr Herz hielt kurz inne. Sie wusste, bevor etwas geschah, dass genau hier die Nacht zur Hölle wurde. Für eine Verstärkung war es zu spät. Sie zog ihre Waffe und nahm die Taschenlampe parallel zum Lauf. Langsam schritt sie auf das Geräusch zu. Im Lichtkegel eine rote Tür. Nichts Auffälliges nur eine normale Krankenhaustür. Innerlich bereitete sie sich auf das Reinstürmen vor. Mit Schwung trat sie die Tür auf und leuchtete hinein. Ihr Verstand setzte aus. Etwas oder jemand riss ihr die Pistole aus der Hand. Sie war verloren. Ihre Knie zitterten. Die Luft staute sich in ihrer Kehle. Sie begriff nichts mehr. Kleine Sterne tanzten vor ihren Augen. Klimpernd fiel die Taschenlampe auf den Boden. Der Lichtkegel kreiselte und zeigte dann auf eine Ecke, in der schwarze Lackschuhe standen.
»Alles Gute zum Ruhestand.«, sang ein vielstimmiger Chor. Das Licht flammte auf und die Freude konnte nicht über den Schock siegen. Eine stützende Hand hielt sie fest. Das Herz hing ihr weiterhin in der Hose. »Entspannt durch die Schlüppi atmen!« Der Mann neben ihr, einer der Jungspunde, hatte gut Reden. Sie stand in dem Moment mit beiden Füßen im Sarg. Während er ihre 9mm und sie hielt.