In meinen PNs hatte ich gestern eine sehr lebhafte Diskussion mit Anna Nigra. Wir kamen ins Gespräch über das Ende ihrer Cecillia Reihe. Es geht mir hier nicht so sehr um das Gespräch, sondern um die Gedanken und Fragen die es in mir provoziert hat.
Frage 1: Welche möglichen Enden gibt es für ein Buch?
Zu dieser Frage bin ich etwas recherchieren gegangen. Der Artikel der Verlage der Zukunft war schon mal ein Anhaltspunkt. Demnach gelang mir eine Kategorisierung nach:
- Befriedigendes Ende
- Happy End
Klassisches romantisches Ende, alle wichtigen überleben und haben sich lieb bis ans ende aller Tage- Kitschiges HE
Märchenhaftes bomböses Ende mit viel kitsch und Schleim. - normales HE
zumindest ein nicht tödliches Ende für die Protas
- Kitschiges HE
- Bad End
Meist stirbt der/die Prota, meist ist es mit Drama gewürzt- brutales BE
ein finaler Showdown geht zerstört die Welt der Geschichte - blutiges BE
Der/die Prota werden vernichtet, aber reißen den Antagonist mit sich - vernichtendes BE
Das Böse obsiegt und vernichtet den/die Prota
- brutales BE
- Happy End
- Unbefriedigendes Ende
- Cliffhanger
mag gut für Serien sein, egal ob Buch oder Film - Nicht mehr ganz geschlossenes Ende
Das klassische Horrorfilm Ende, eigentlich ist alles gut, aber in der Endcut, gibt es noch eine hauchdünne Andeutung, dass es doch nicht alles beendet ist.
- Cliffhanger
- Oder aber eine Einteilung nach den provozierten Stimmungen:
- trauiges Ende
wie der Name schon sagt, die Erwartungen die das Buch die ganze Zeit erzeugt hat, werden nicht erfüllt und es ende traurig, z.B. mit einer Trennung - wütendes Ende
Der Böse bekommt das Mädchen und der Gute bleibt zurück. Man versucht das zu schreiben was der Leser nicht erwartet. - grusliges Ende
Irgend eine Endcut, der/die Prota wähnt sich geretet und dann bumm. - verwirrendes Ende
Mein Lieblingsende. Aus der Zeit da ich noch Gedichte schrieb, weit vor „the 6 sense“, machte es mir Spaß mit dem letzten Satz, die komplette Bedeutung der Geschichte/des Gedichtes umzuschmeißen. - aber auch ein überraschendes Ende
Das Ende mit dem man aus der Stimmung heraus nicht gerechnet hätte.
- trauiges Ende
Frage 2: Wie sehr beeinflusst unser Gefühl dafür, was unsere Leser*innen von uns erwarten, das mögliche Ende?
Okay wie nähert man sich dieser Frage? Zu erst ist es eine Genre Frage. Nahezu jedes Genre hat sein eigenes klassisches Ende. Ich spare mir Beispiele. Bevor man also los schreibt, steht der Spielraum schon mal fest. Ein weiteren großen Einfluss hat der Plot oder die Charakterentwicklung. Autoren spielen mit den Gefühlen ihrer Leser*innen. Die Stimmung die man erzeugt engt den Spielraum des möglichen Endes weiter ein. Zu letzt so glaube ich, ist es die Charakterstärke der Autor*in, welche das entscheidende Ende wählt. Denn mit dem Ende beeinflusst man die Meinung über sich. Das Ende wirkt am stärksten. Auf der anderen Seite, bringt es zum Ausdruck, ob man gefallen will, seine Leser mag oder sie hasst bzw. vor den Kopf stoßen will. Den Spiegel vorhalten mag ich auch gern und dies ist meist ein besonderes Kunststück.
Frage 3: Wann legt man das Ende fest?
Gute Frage. Am Anfang, unterwegs oder erst wenn man dort ist? Wer plotet kennt das Ende zumindest grob. Wer baut schon Straßen ohne zu wissen wo sie hinführen? Wer sich hingegen treiben lässt, ist eher der Unterwegstyp. Es gäbe noch die Möglichkeit des alternativen Endes, also ich schreib 3-x mögliche Enden, lass die Geschichte so weit offen, das jedes dieser Enden möglich bleibt und würfel es am Ende aus.
Welches Ende das richtige ist/wäre, vermag man nicht festzustellen. Ich habe gestern zu Anna gesagt, dass ich ihr Ende möchte und mir darüber den Kopf zerbrechen, warum sie dieses gewählt hat.